EINE SITUATION WIE EIN SPIEGEL

 

Ausstellungsansicht: 2011 Berlin, dreiteilige Plakatarbeit in den Bahnhöfen,U-Bahnhof Pankow, U-Bahnhof Tempelhof, U-Bahnhof Leopoldplatz 

Material: Plakat, Metroboard

Maße: 357 cm x 252 cm

Fotos: © Sandra Schieke, Sabrina Schieke, Bruno Braun & Johanna Lucht

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"EINE SITUATION WIE EIN SPIEGEL, WIE EIN BILD VON ETWAS"

Hier in Berlin hörte ich zum ersten mal den Begriff der „Stadtmöblierung“. Für mich interessant, da er mein Augenmerk darauf richtete, dass die Art und Weise, wie ein Raum genutzt wird, dessen Beschaffenheit bestimmt; bzw. dass der öffentliche Raum durch seine Nutzung eine Einrichtung erfährt. Bei diesen Stadtmöbeln, wie den Werbetafeln, ist es nicht nur die auf ihnen angebrachte Information, die sich vermittelt. Weiter sind sie eingebettet in die Umgebung, d.h. der Ort vermittelt sich immer auch mit. In der Art und Weise wie ich mich durch die Stadt bewege (mit U-Bahn, Bus, S-Bahn oder zu Fuß), ändert sich auch das Mobiliar. Bei meiner Arbeit geht es mir darum, die Beschaffenheit dieser Räume zu verdeutlichen, aufmerksam zu machen auf die Räume, die wir jeden Tag durchlaufen, in die wir eingebunden sind und die unser Leben beeinflussen. Konkret nutze ich bei meinem Projekt drei Metroboards oder Hintergleisflächen an drei verschiedenen U-Bahnhöfen innerhalb Berlins. Auf den Metroboards selbst sind Abbildungen dessen zu sehen, was sich direkt gegenüber diesen befindet (ein Kiosk oder sogar ein anderes Metroboard oder der Bahnsteig). Es entsteht dadurch eine Art von zeitlicher und räumlicher Dopplung. Die Jetztzeit des Bahnhofs umschließt das in der Zeit eingefrorene Abbild desselben. Der Bahnhof verändert sich mit der Zeit, während das Foto in der Zeit stillsteht. Der Betrachter steht zwischen der tatsächlichen Situation und deren Abbildung. Ich sehe meine Anwesenheit und gleichzeitig meine Abwesenheit an ein und demselben Ort. Ähnlich einem Stillleben sind auf diesen Abbildungen keine Menschen zu sehen. Auf mich und meine konkrete Situation zurückgeworfen, wirkt die Architektur und das Mobiliar nun nicht mehr als ein Flüchtiges, im Vorbeieilen Bemerktes, sondern bekommt einen festen Punkt. Ähnlich dem Drücken der „Pause“ Taste im alltäglichen Gedrängel, gibt es einen Punkt, der mich darauf aufmerksam macht WANN ICH BIN UND WO ICH BIN bzw. wie die Situation ist, in der ich mich befinde.

Mein Arbeiten an diesen Orten, mit diesem Mobiliar soll die Situation, in die sie eingebettet sind darstellen. Die S - und U-Bahn gehören zum Alltag der Menschen. Viele sind auf sie angewiesen und nutzen sie täglich. Als Durchgangsräume werden sie zu Umschlagplätzen, um an einen anderen Ort zu gelangen (siehe Streckennetzpläne auf Metroboards). Ich denke daran, dass an drei Orten in Berlin das Gleiche immer wieder anders und ortsspezifisch passiert. So verbindet sich der Raum „U-Bahn“ nicht nur im Kopf oder grafisch, durch die Streckennetzpläne, sondern auch immer wieder durch die Zeit, die an diesen drei Orten gleich vergeht. Der Ort verbindet sich mit dem von ihm geschaffenen Bild, mit dem Gefühl der Anwesenheit und Abwesenheit vor dem Bild und an dem jeweiligen Ort. Er exponiert sich, indem er auf sich selbst verweist - auf seine Funktion als Passage. Meine Arbeit tut dies, in dem sie nutzt, was diesen Ort ausmacht. Ich freue mich, dass die Wall AG zugesagt hat mir drei dieser Metroboards über einen Zeitraum von zwei Monaten zur Verfügung zu stellen und hierfür die Kosten zu übernehmen. Der Mart Stam Stiftung danke ich für die Übernahme der Druckkosten der einzelnen Motive.

 

"ICH | RAUM | ZEIT"

Denkt man an Möbel, so zumeist im Zusammenhang mit der Einrichtung von Innenräumen. Möbel gestalten aber auch Außenräume. Hier als fest verbautes Inventar, dass unter dem Begriff Stadtmöbel zusammengefasst wird. Darunter werden unter anderem Litfaßsäulen, Abfalleimer, Telefonzellen und Metroboards verstanden. Dezent bilden sie den Hintergrund, vor dem täglich Menschenmassen vorbeiziehen, zumeist erst registriert, wenn Bedürfnisse im öffentlichen Raum befriedigt werden sollen. Demnach unterliegen sie unserer selektiven Wahrnehmung und prägen dennoch, aufgrund ihrer Vielzahl und Vielgestaltigkeit das Stadtbild.

Genau wie die Einrichtungsgegenstände einer Wohnung sind Stadtmöbel zweckgebundene Dinge, die auf die Erfüllung der Funktionen eines Raums ausgerichtet sind. Sie dienen heute nicht mehr allein der Erfüllung primärer Bedürfnisse, vielmehr spielt das „Wie“ bei der Bedürfnisbefriedigung eine wichtige Rolle. Da Stadtmöbel in ihre Umgebung eingebettet sind, diese maßgeblich strukturieren, beeinflussen sie die ästhetische Wahrnehmung des Stadtraumes. Die beschriebene Situation:

„In der U-Bahn stehen und auf den Zug Richtung Ruhleben warten - auf dem Bahnsteig auf und ab gehen - seine Schuhe betrachten - den Blick heben.“;

das Warten, ist durch den Ort und das dort befindliche Inventar geprägt. Das Empfinden dieser Situation hängt davon ab, was uns umgibt und ob wir es als angenehm bewerten. Die Gestaltung von U-Bahnhöfen spielt dabei eine Rolle. Nicht nur die verbauten Materialien variieren, auch das Design, welches für die Möbel gewählt wird, ist kein homogenes. So heterogen wie die Stadtteile, so verschiedenen ist die Gestaltung der Bahnhöfe (vgl. U-Bahnhof Pankow und Leopoldplatz).

Die künstlerische Arbeit „EINE SITUATION WIE EIN SPIEGEL“, ihre versteckte und stille Art, mich auf meine Umgebung Blicken zu lassen, gleicht tatsächlich dem Blick in einen Spiegel. Sie zeigt mir das, was ich jeden Tag sehe, aber immer anders wahrnehme und bewerte.

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Sandra Schieke

 

"ES NIMMT NICHT WENIGER UND GIBT NICHT MEHR HINZU"

Liebe Sabrina, Du hast mich gebeten, einen Beitrag für deinen Blog EINE SITUATION WIE EIN SPIEGEL zu schreiben. Nun habe ich endlich deine Bitte, deine Aufforderung zum Nachdenken, angenommen. Ich berichte von meinen Beobachtungen und Gedanken, die ich mir am 16. und 20.07.2011 im U-Bahnhof Leopoldplatz, vor deinem Plakat, gemacht habe.
Die Arbeit ist ein Plakat an einer Werbeplakatwand hinter den Bahngleisen. Sie hängt inmitten der Werbung, eingereiht wie getarnt, sodass ich fast daran vorbei gelaufen wäre. Das Plakat zeigt die gegenüberliegende Stelle des Bahnsteigs, vor der es hängt. Ich sehe also auf den grauen Bahnsteig und die gekachelte Wand, an der ein Werbeplakat für Effes Bier und ein Schild mit der Aufschrift Leopold hängt. Unter der metallenen Sitzbank, in der Bildmitte, erstreckt sich ein großer dunkler Schatten. Dicht daneben steht ein Mülleimer, weit dahinter zwei graue Betonsäulen, die die grüne Decke stützen, an der zwei Neonlichter leuchten. Nach außen weisen zwei Seitenwände. Eine mit einer abgeschrägten Fläche, über der die Rolltreppe unsichtbar die aussteigenden Fahrgäste empor trägt. Darunter hängt ein Plakat, neben einer blauen Tür, dass einige kulturelle Angebote preist, wie Konzerte oder Theater. Am unteren Bildrand stehen die Aufschriften sabrinaschieke.blogspot.com, Wall und Mart Stam. So als wäre dieses Plakat wie alle anderen, als werbe es für etwas außerhalb des Bahnsteiges. Als sei sabinaschieke.blogspot.com eine Marke, die nur gekauft, besucht oder geklickt werden möchte.

Ich fange an, das Plakat mit meiner Umgebung zu vergleichen. Ich prüfe die Farbtöne. Die Abbildung ist etwas dunkler, ja dumpfer und matschiger als die Realität. Das Grün auf dem Bild geht mehr ins Ocker, als ich es hier um mich herum beobachten kann. Der Bahnsteig auf dem Bild fällt nach hinten ab. Der Fotograf muss wohl sehr groß gewesen sein. Ich schaue mich um und entgegen meiner Erwartung finde ich den Mülleimer neben mir zu meiner Linken. Ich hatte ihn aufgrund des Abbildes, auf meiner rechten Seite erwartet. Ich schaue auf die Schrift auf dem Plakat – tatsächlich – es ist alles deutlich zu lesen, ich schaue also nicht in einen Spiegel. Was soll das? Frag ich mich unwillkürlich und zugleich, wieso kann ich dem Hier nicht etwas offener begegnen? - Ich fühl mich zurück geworfen und abgeprallt, fast verprellt. Im Gegensatz zu all den Werbebotschaften, in die ich hinein und abdriften kann, bietet mir dieses Bild keine Möglichkeit des Eintauchens. Ich bleibe an der Oberfläche haften und werde wieder zurück auf den Bahnsteig geschmettert. Ich schaue auf meine Hände, meine Füße, so als bliebe mir nichts anderes übrig.

Wieso sind keine Menschen auf dem Bild? Als gäbe es niemals Menschen in den U-Bahnhöfen. Nein - ich soll wohl nicht abgelenkt werden von dem Betrachten meiner Hände und Füße. Ich soll nichts Spannenderes und Interessanteres auf dem Bild finden, als um mich herum zu sehen ist. Ich soll nicht eintauchen. Ich soll mich stattdessen umsehen und vergleichen. Ich soll mich langweilen, mir auf die Füße sehen und die Menschen um mich herum beobachten. Ich habe auf einmal das Gefühl, von einer fremden Macht geleitet zu werden. Ich ärgere mich darüber und schaue trotzig zurück auf das Plakat. Sodann kommt mir der Gedanke, dass mir das Plakat im Gegensatz zu den anderen viel mehr Freiheit lässt, als ich das zuweilen gewohnt bin. Denn es wirbt überhaupt nicht, auch wenn ich das zunächst durch die irreführende Bildunterschrift vermutet habe. Es ist erst einmal nur da. Es ist, und mehr nicht.

Mit der Zeit verändert sich etwas in mir. Langsam wird mir dieses Plakat ein Gegenüber, das zurück guckt. Als sei es kein Objekt, kein Ding, sondern etwas, das mich auffordert und mich anspricht, ihm ins Gesicht zu sehen. Das wenige Außen, auf das das Plakat verweist, ist seine Urheberin, die Künstlerin Sabrina Schieke. Ich kann Sabrinas Blick nachspüren, kann den Bahnsteig durch ihre und meine Augen sehen. Sie weist mit ein paar bedeutenden Blicken auf Einzelheiten der Umgebung hin. Ich setze mich auf die leere kalte Bank und betrachte die Situation. Wenn ich in den Spiegel sehe, sage ich manchmal gedankenversunken ICH. Auch passiert mir das manchmal, wenn ich gelangweilt in der U-Bahn an den anderen Fahrgästen vorbei in die vom Schwarz des Tunnels spiegelnde Fensterscheibe blicke. Während ich prüfend mein Gesicht betrachte, frage ich mich, was ist es mit meinem Gesicht, das ich auf einmal ICH wispere? Was haben denn meine Hände und Füße weniger? Zumeist vergesse ich mich, und dann ist es jedes Mal ein kleiner Schock, mir im Spiegel zu begegnen. Mein Gesicht ist mir fremd, obwohl es mich doch tagtäglich begleitet und ich an den Gesichtern der anderen Menschen ablesen kann, ob sie mich als ICH oder nur als irgendjemand wahrnehmen. Nirgendwo wird das deutlicher als in der Anonymität der Großstadt, in dem engen Nebeneinander der öffentlichen Verkehrsmittel, in der U-Bahn.

Ich erinnere mich häufig, anderen Menschen ungeniert ins Gesicht gestarrt zu haben. Bis diese irritiert meinem Blick auswichen oder genervt zurück guckten. Ich war wohl auf der Suche nach deren ICH. Auch das vergesse ich häufig. In der U-Bahn herrscht das ungeschriebene Gesetz, dass man sich die anderen Menschen schon ansehen und mustern darf, sie allerdings nie zu aufdringlich anstarren sollte. Es gilt als höflich, meinen Blick zu senken und weg zu sehen, fühlt sich mein Gegenüber beobachtet. Beobachtet mich vielleicht dieses Plakat? – Ach, Quatsch – ein Plakat, welches die Fahrgäste belästigt, ist nun aber ein albernes Hirngespinst. Wieso fühle ich mich angegriffen und zurückgeworfen? Was genau irritiert mich? – Vielleicht komme ICH in dieser Welt überhaupt nicht vor – Ich fehle in dem Plakat, ich fehle in dieser Welt und werde mir dessen umso mehr bewusst, je länger ich auf meine Hände und meine Füße starre.

Alles um mich herum ist für Menschen gebaut. Der Bahnsteig ist wie ein Gefäß, eine Flasche, die ab und zu voll und dann wieder leer ist. Die Ströme der Menschen, die sich einzeln oder in Gruppen auf dem Bahnsteig ansammeln, ihn immer weiter anfüllen um ihn mit einem Schlag, mit dem Eintreffen der U-Bahn zu entleeren. Die immer wieder neu eintreffende Flüssigkeit ergießt sich über die Rolltreppen zum Ausgang. Wie ein Sturzbach eilen sie dahin. Alles ist einfach und praktisch. Der Boden und die Wände sind gekachelt, um sie leichter reinigen zu können. Der Boden weist einige Markierungen und Rillen auf, damit niemand, selbst ein Blinder, vom Bahnsteig ins Gleisbett fällt. Es sind Kameras „für die allgemeine Sicherheit“ angebracht. Hier unten ist es zu jeder Jahreszeit zugig und kühl. Fast alle Menschen kommen, um wieder zu gehen, keiner bleibt, weil er bleiben will. Nur ein Obdachloser oder Pfandflaschen-Sammler durchpflügt systematisch jeden Mülleimer auf dem Bahnsteig. Doch selbst er ist nach getaner Arbeit schnell wieder entschwunden. Der Raum ist so anonym, wie die Gesichter der Fahrgäste in der U-Bahn. Das Plakat spiegelt also nur mein Unwohlsein in diesem Raum wieder. Es nimmt nichts weniger und gibt nichts mehr hinzu.

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Katharina Kamph

 

"ICH MUSS ES VERPASST HABEN"

Ich finde gar nichts. Alle Werbetafeln der U-Bahn scheinen ganz normal ihre Funktion auszufüllen – werben für irgendwelche Getränke. Nachdem ich das ganze U-Bahn-Gleis abgelaufen bin, verbreiten sich allmählich unangenehme Gefühle.

Das Kunstwerk ist anscheinend unwiderruflich nicht mehr da. Begleitet vom Lärm einer einfahrenden Bahn gehe ich nach Hause, die immer zudringlicheren Gewissensbisse zu verdrängen. Nichts bleibt übrig.

Doch auf dem Foto werde ich das Kunstwerk „besser“ finden – es wird im Fokus stehen. Es wird auf dem Foto eben der Ort zu sehen sein, wo ich jetzt nicht mehr bin und das Kunstwerk - genau wie es da gehangen haben muss. Sicherlich wurde der beste aller Momente für das Foto ausgesucht, das schönste Licht, die relevantesten Einzelheiten. Das Foto kann also mehr über die Sache verraten, als aus ihrem Wesen selbst zu erraten wäre. Das ist doch mehr wert als ein „nur“.

Aber, da ich das Kunstwerk ja verpasst habe und es nie vor meinen Augen hatte und es nie vor meinen Augen haben werde, fehlt in meinem Bewusstsein das, wodurch ich beurteilen könnte, was an der Fotografie schöner scheinen sollte, als in dem Wesen des Kunstwerks, inwiefern die Fotografie „mehr“ über es verraten kann, als die Gegenwart des Kunstwerks es könnte.

Höchstens darüber lässt mich das Foto bewusst werden, dass ein Kriterium für die Unterscheidung fehlt. Auch wenn es so gewesen sein könnte, wie es auf der Fotografie zu sehen ist, habe ich dies sowieso verpasst – d. h. es ist mir in jedem Fall unmöglich dies zu erleben / die Frage nach der Möglichkeit des Wesens des Kunstwerkes befriedigend zu beantworten.
In diesem Fall verschmilzt also der „Mehrwert“ des Fotos mit der Tatsache des Fotos wie es vor einem liegt. Logisch – einmal zur Tatsache geworden, kann es nicht mehr sein.

Folglich kann man die Rede von irgendeinem „Mehrwert“ des Fotos, im Unterschied zu der abgebildeten Sache an sich als unwesentlich aufheben, und bloß das Photo als Tat oder Tatsache genießen. Fehlt das Kriterium, kann man auch den Unterschied weglassen.

Man kann doch kaum verleugnen, dass es ein Unterschied gibt, zwischen einem Betrachten des Fotos in einem U-Bahn-Gang und einem Betrachten zu Hause, bzw. einem Betrachten des Fotos dieser Situation zu Hause. Natürlich, zu Hause wird es immer kleiner, aber das hat weniger mit unserem Thema zu tun, als mit der Größe des jeweiligen „Hauses“. Die Situation wäre theoretisch überall simulierbar.

Selbst wenn alle anderen Verschiedenheiten beseitigt werden könnten, einen wesentlichen Unterschied zwischen einer Sache an sich und einer Sache als das Fotografierte wird es immer geben. Wo wäre der zu finden?
In all dem, was auf der Fotografie fehlt.
„Was man nicht kennt, vermisst man nicht.“
Durch das Foto... erkenne ich es.

Als ein mögliches „so könnte es gewesen sein“, bzw. sicheres „nicht hier sein“ - ja. Aber ich erkenne, dass der Staub – obwohl sichtbar – nicht erstickt, der Schmutz nicht klebt und das Schwitzen nicht stinkt. Das alles tut nichts, ist nicht wirklich. Oder kann, was „so gewesen sein könnte“ einen Wert in der Wirklichkeit beanspruchen? Das Wesentliche auf dem Foto fehlt, das Wesen der Sachen!

Also ist der Unterschied zwischen dem Foto und der Sache buchstäblich wesenlos. Seiner Natur nach verändert er nichts, außer mein gegenwärtiges Vor-dem-Bild-Sein (zu Hause, mit einer Tasse Tee) um eine Gewissheit zu bereichern: wie unwesentlich es ist, und insofern wie reich an Wesen sogar Staub sein kann, hätte sein können.

Muss gewesen sein.

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Kveta Kazmukova, Judith Mohnfeld