MAGIE

 

Skizzen: 2009 Berlin

Material Skizzen: Papier, DIN-Normschriftschablone, Kugelschreiber

Maße: 15x15 cm

Fotos: © Sabrina Schieke

 

MAGIE # 2

 

Atelieransicht: 2009 Berlin

Material: Bleistift auf Tischplatte, Lösungsmittel

Maße: 36x45 cm

Fotos: © Sabrina Schieke

„My job is to make things up, and the best way to make things up is to make them out of real things …

Terry Pratchet: I shall wear midnight

„I didn't do any real magic. I don't know how. I just looked at things and worked them out. It was cheating, really.' The pictsies looked at one another. 'Ah well' said Rob Anybody. 'What's magic, eh? Just wavin a stick an sayin a few wee magical words. An what's so clever aboot that, eh? But looking at things, really lookin at em and then workin em oout, now, that's a real skill.' 'Aye, it is' said William the gonnagle, to Tiffany's surprise. 'Ye used yer eyes and used yer heid. That's what real hag does. The magicking is just there for advertisin.“ 

Terry Pratchet: The Wee Free Men

„Allways face what you fear. Have just enough money, never too much, and some string. Even if it's not your fault it's your responsibility. Whitches deal with things. Never stand between two mirrors. Never cackle. Do what you must do. Never lie, but you don't always have to be honest. Never wish. Especially don't wish upon a star, which is astronomically stupid. Open your eyes, and then open your eyes again.“

 

Terry Pratchet: A Hat Full of Sky

 

MAGIE # 3 / DA SEIN WENN MAGIE PASSIERT

 

Vortrag: 2009 Berlin, zur Austellung "DAS REALE HAT KEINEN ORT" Galerie A

Fotos: © Judith Mohnfeld

DA SEIN WENN MAGIE PASSIERT

Wenn Magie passiert, muss man seinen Platz halten. Man darf nicht zögern oder zweifeln sonst ist sie vorbei. Magie bewegt sich für einen bestimmten Augenblick in der Schwebe, räumt sich einen Platz im Dazwischen ein. Im D A Z W I S C H E N eines nicht gekannten, überschaubaren, schon vorüber gegangen Seins,  Schneller als man es erwartet wird sie vorbei gehen, um Spur zu werden und damit selbst Zeuge ihres Passiert seins zu werden. Was zurück bleibt ist ein Rest von Ereignis.

Es bleibt immer etwas zurück, von dem die Leute sagen werden: „Aber hier ist etwas geschehen“. Ein vereinzeltes Indiz, das auf einen größeren Zusammenhang hinweist. Manchmal werden solche Spuren fingiert, um dann, meist Kindern, Sachverhalte glaubend zu machen. Die Kinder wissen die Spuren auf die richtige Art und Weise zu lesen, und sie kennen die Geschichten, die dazu gehören. Für sie sind solche Geschichten noch nicht sinnlos. Sie haben noch Materialität für sie. Die Kinder wissen, was alles davon abhängen kann das Wort zu kennen, welches die geheime Tür öffnet oder den geputzten Stiefel vor die Tür zu stellen, in der Erwartung früh etwas Süßes darin vorzufinden. Sie zweifeln nicht an Magie, und es funktioniert. In dem Augenblick ist es Magie. Und es hört nicht auf Magie zu sein, nur weil man später herausfindet, wie es funktioniert.

Magie hängt nicht an Ergebnissen. Sie produziert Dinge nicht in der Art, das ich sie tatsächlich als Magie vorführen kann. Alles was unter dem Einfluss von Magie oder durch Zauberei gewonnen wird gehört der Zauberei allein. Es ist wie mit dem Feengold, das sich in Erde verwandelt, sobald der Zauber vorbei ist. Sicherlich bleibt dann immer noch der Erdhaufen als ein Verweis oder als Spur des Geschehenen. Dennoch geht es mir nicht so sehr um die Spur dessen, was sich ereignet hat. Dieses Gold gehört mir nicht in dem Sinn, dass ich es wirklich besitzen würde. Irgendwie scheint es eher ein Glück zu sein, das mir zugestoßen ist. Ein Glück für einen Moment. Ich habe dieses in keinster Weise verdient, es wartete dort auf mich und vom richtigen Standpunkt aus konnte ich es mit der richtigen Formel rufen.

Magie geht nicht überein mit der Vorstellung, dass ich etwas durch irgendeine Art von Handeln verdienen könne. Es geht weniger darum, sich das Feengold durch redliches Handeln zu verdienen. An dieser Stelle ist es nützlicher, zur rechten Zeit die richtige Zauberformel zu Hand zu haben. Es ist auch ein bisschen Trickserei dabei. Magie heißt auch, dass man kein Recht auf irgendetwas hat, besonders nicht auf den guten Ausgang der Geschichte.

Das ist das oft Verstörende an den Geschichten von Hans Christian Andersen. Man versteht nicht, warum die kleine Meerjungfrau ihr Ziel nicht erreicht und der Prinz ein anderes Mädchen zur Frau nimmt. Der Zauber ist dadurch gebrochen. Für die kurze Zeitspanne in der sie unter den Menschen weilt, zahlt sie einen hohen Preis. Die Meerhexe nimmt ihr als Bezahlung für den Zauber ihre Stimme und ihr 250 Jahre andauerndes Leben. Und obwohl sie alles aufs Spiel setzt, gewinnt sie nichts. Es scheint alles nur Preis und kein Profit zu sein.
Es gibt dieses Glücklich bis ans Ende ihrer Tage nicht als Lohn für gemachte Arbeit oder im Tausch für Aufgegebenes. Magie ist nicht von unbegrenzter Dauer. Immer scheint es Fristen zu geben. Der Zauber wird anhalten solange die Nacht lang ist oder solange du mich nicht bei meinem wirklichen Namen nennst.

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Worte und vor allem Namen sind wichtig, wenn es um Magie geht. Sie besitzen Macht.
Magie, ist die Wissenschaft oder die Kenntnis der geheimen Namen. Das Beschwören von Magie besteht darin, den wirklichen Namen der Dinge, Wesen und Sachverhalte zu wissen. Jedes hat neben seinem offensichtlichen Namen noch einen zweiten, wirklichen oder ursprünglichen Namen. Dieser ursprüngliche Name ist derjenige, mit welchem das Wesen im Garten Eden gerufen wurde. Das nennen dieses Namens verleiht Macht über Leben und Tod. Auf die Nennung des Namens muss geantwortet werden. So als ob der Name selbst schon mächtig sei und das diese Macht, durch Nennung des Namens, gegen jemanden gewendet werden könnte. Der Name ist hier eine Chiffre und wird in diesem Fall wie eine Fessel benutzt. Allein dadurch, dass ich weiß, wie ich die Dinge richtig benenne und ihnen dadurch eine formale Entsprechung gebe, binde ich sie an mich. Magie wäre dann eher ein Bezeichnungsproblem.

Obwohl auch hier nicht klar ist, was genau bezeichnet wird. Die Chiffre verschlüsselt den ursprünglichen Namen und wie sollte der wohl aussehen bzw. was würde auf dieses Rufen hin antworten und wie würde geantwortet werden? Das Rufen des Namens, diese Form einer Adresse, bildet zeitgleich den Standpunkt aus, an welchem das Gerufene sichtbar wird. Eine weitere Vorstellung von Magie spricht der Nennung des ursprünglichen Namens eine loslösende Kraft zu. Sie geht davon aus, dass ein Rufen des ursprünglichen Namens gleichsam eine Freisprechung von dem augenscheinlichen Namen wäre. Zauberei wäre hier eine Entzauberung. Eine Geste oder ein Sprechakt. Etwas würde passieren indem man spricht. Der Ort von dem aus benannt bzw. umgekehrt bezeichnet wird, würde in diesem Fall zwar auch einen Punkt oder eine Adresse markieren, aber im Unterschied zur Chiffre stellt diese Nennung jedoch keine Namens- oder Formgebung dar, sondern die Befreiung von einer solchen. Der Name hält das, was nicht gesagt werden kann, fest. Das nicht Sagbare zu sagen, bedeutet ein Entlassen in die Namens- und Formlosigkeit.

DA SEIN WENN MAGIE PASSIERT, heißt dafür zu bürgen.
Jemand, der DA IST und das aushalten kann, was er gerufen oder beschworen hat. Wie auch immer dies aussehen oder ausgehen mag. Es besteht immer die Gefahr, dass vielleicht auch nichts passiert. Und auch diese Möglichkeit muss ausgehalten werden. Wer Magie beschwört weiß nicht, womit er zu rechnen hat. Magie muss gewagt werden. Ich bin mir nicht sicher, ob man sich dafür entscheiden kann oder ob man es nicht einfach tun muss. Wie sollte dieses kalkulierte Wagnis auch aussehen? Ich weiß zwar nicht, was auf mich zukommt, aber ich bin auf alles gefasst. Eher ist es so, dass ich auf nichts gefasst bin und dennoch DA SEIN werde. Magie ist eben nicht das nur Machbare. Magie ruft das Namenlose.

Wer Magie beschwört ist da, wenn das Wunder geschieht oder der Wunsch in Erfüllung geht. Jemand muss da sein, damit das Wunder in Erscheinung treten kann. Magie macht Dinge sichtbarer, sie macht sie noch augenscheinlicher. Und wenn dadurch auch nur das Wünschen als Geste bemerkbar wird oder die Tatsache, dass ich einen Wunsch habe. Nicht einen von den drei magischen Wünschen, die am Ende immer schief gehen, sondern einen richtigen Wunsch. Wie sinnlos dieser auch immer seien mag.

Es geht beim Wünschen eher darum, einem Wunsch zu haben bzw. sich seinen Wunsch einzugestehen, als ihn tatsächlich zu teilen. Die vom Himmel fallende Sternschnuppe wird mir kaum helfen. Sie macht nicht, dass mein Wunsch in Erfüllung gehen wird. Sie ist ein Punkt, den ich adressieren kann. Sie zeigt den Ort und die Zeit an, einen Wunsch zu wünschen. Sie selbst garantiert für nichts. Das Äußern von Wünschen, wenn eine Sternschnuppe fällt, ist nicht magisch. Es ist eher eine Art von Trick oder Kniff durch welchen Magie sichtbar wird. Eine Art Indikator.

Als kleines Mädchen glaubte ich, dass meine Oma wahrsagen könne. Und irgendwie glaube ich das immer noch. Ich fragte sie einmal, wie sie das tun würde. Sie antwortete: „Wie werde ich das wohl machen? Ich koche eine Tasse losen Tee, schaue mir die Leute an, rede ein wenig mit ihnen und dann sage ich ihnen was passieren wird.“
Ich mag diese kleine Geschichte sehr, denn sie kommt meiner eigenen Vorstellung von der alten, bösen Hexe am nächsten. Natürlich schaut sie immer wieder in die Teeblätter als würde sich dort etwas abzeichnen. Und wer weiß woraus die Zauberformel besteht. Vielleicht die Art wie der Tee mit dem richtig temperierten Wasser zu einer bestimmten Tageszeit aufgebrüht wird. Dies würde nach Meinung meiner Oma bestimmt einen guten Tee geben. Dennoch, die Teeblätter an sich sind nicht magisch. Durch dieses ganze Prozedere wird etwas anderes sichtbar. Meine Oma hätte den Leuten auch auf der Straße beim Vorübergehen die Zukunft weissagen können. Was dem Wahrheitsgehalt ihrer Aussage bestimmt keinen Abbruch getan hätte. Aber das ist nicht die richtige Form. Und es ist vor allem nicht diejenige, die ihr Umfeld erwartet. Scheinbar kamen die Leute zu ihr, um sie über Dinge zu befragen, von denen sie vielleicht schon längst den Ausgang wussten oder ahnten. Wichtiger als die Frage, ob sie wirklich in die Zukunft sehen konnte, war hier die Tatsache, das sie DA war und das die Menschen wussten, dass sie da war. Als eine Art Fixpunkt. Als einen Ort, zu dem ich gehen kann. um mich Entzaubern zu lassen und mir Gewissheit über die Dinge zu verschaffen, die ich insgeheim schon weiß oder mir wünsche. Und in einer komisch handhabbaren Art und Weise ist dort Magie passiert.

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Sabrina Schieke

 WEITERE INFORMATIONEN: DAS REALE HAT KEINEN ORT

 
 

MAGIE # 4 / DA SEIN WENN MAGIE PASSIERT

 

Atelieransicht: 2009 Berlin

Material: Bleistift auf Putz

Maße: variabel

Fotos: © Sabrina Schieke & Judith Mohnefeld

 

Ausstellungsansicht: 2012 Berlin "A BURN OUT CASE" NGBK

Material: Diaprojektion

Maße: variabel

Fotos: © Sabrina Schieke

DA SEIN WENN MAGIE PASSIERT

Sabrina Schiekes Diaprojektion zeigt eine Atelieransicht: Im kargen Arbeitsraum richtet sich der Blick auf einen Schriftzug an der Atelierwand: DA SEIN WENN MAGIE PASSIERT. Dem verbreiteten Glauben, dass alles möglich ist, wenn man sich nur genug anstrengt, setzt die Künstlerin den Zauber des Augenblicks entgegen. Achtsames Innehalten und das Vertrauen auf die Magie des Moments können hier als ein Gegenentwurf zum „Höher-Schneller-Weiter“ gelesen werden: Ein Lob des „Weniger“ und des „Sein-Lassens“ als eine mögliche Haltung, um den Erwartungen der Leistungsgesellschaft entgegenzutreten.

(Ein E-Mail-Dialog zwischen Sabrina Schieke und Melanie Rick Mai 2012)

M. R.: Darf ich dich bitten, mir ein paar Fakten zu deiner Arbeit zu nennen: Gibt es einen Titel, wann und wie ist die Arbeit entstanden, etc.?

S. Sch.: Das eigentliche Entstehungsjahr der Arbeit ist 2009. Zuerst gab es einen Schriftzug an der Atelierwand: DA SEIN WENN MAGIE PASSIERT. Und ich bin verrückt darüber geworden, eine Präsentationsform zu finden. Ich habe viel ausprobiert und wollte viel erzwingen, aber es funktionierte irgendwie immer nicht. Es war nie so, wie zu dem Zeitpunkt, an dem ich den Schriftzug gemacht habe. Letztendlich schien mir ein Dia, als Spur von Ereignis, das richtige Medium zu sein. Das war 2010. Letztendlich ist die Arbeit also über einen Zeitraum von einem Jahr im Atelier entstanden.

M.R.: Wie kann ich mir den Arbeitsprozess über ein Jahr vorstellen?

S. Sch.: Die Arbeit ist mir zunächst quasi in den Schoß gefallen. Es war danach sehr schwer für mich, damit umzugehen. Weil ich den Weg nicht zurückverfolgen konnte. Und ich dachte ein ganzes Jahr lang, dass das doch möglich sein müsste. Ich wollte, dass die Arbeit gesehen wird, und dachte es müsste mir gelingen, sie zu transportieren. Ich habe darüber nachgedacht, warum mir gerade das so schwer erscheint, und habe viel ausprobiert: abfilmen, abpausen, etc. Letztendlich war es dann das Dia. Eben auch, weil es eher an der Wand erscheint.

M. R.: Darf ich dich bitten, mir und unseren Leser_innen etwas über deine Definition oder Auffassung von Magie zu sagen?

S. Sch.: Ich habe einmal einen Zauberer (und er wurde tatsächlich als Zauberer ausgebildet!) gefragt, ob es Magie gibt. Er sagte: „Ja, aber es ist nicht so, wie du dir vorstellst.“

M. R.: Kannst du mir und unseren Leser_innen bitte den Titel der Ausstellung: „A Burn out Case?“ erläutern? Wie liest du den Ausstellungstitel?

S. Sch.: Es gibt dort glaube ich zwei Extreme. Zum einen das Burnout- und auf der anderen Seite das Boreout-Syndrom. Bei beiden geht es für mich um eine bestimmte Erwartungshaltung sich selbst gegenüber. Beim Burnout ist es die Bereitschaft, alles zu geben und noch mehr als das. Um ein Ziel zu erreichen, um Erfolg zu haben. Beim Boreout werden Erwartungshaltungen insofern enttäuscht, als ich mehr geben will, als ich darf und somit nicht ausgelastet bin. Erfolg stellt sich hier also als arbeitsbewertendes Kriterium dar. Es geht dabei auch ganz stark um ein Bild von persönlichem Erfolg in Job, Familie, Beziehung usw.

M. R.: Ich muss bei dieser ganzen Burnout-Debatte immer an den Song von Neil Young denken: „My, my, hey, hey“ und im Speziellen an die Zeilen: „It's better to burn out Than to fade away (...)“¹

S. Sch.: Ja, ich finde den Song auch großartig. Es ist eben auch eine Haltungsfrage. Und in der Musik trifft das Bild eines „Stars“ ja noch eher zu. Also Gleißen oder Glimmen? Beides entbehrt nicht einer Vehemenz. Dennoch muss ich mich dafür entscheiden. „to fade away“ lese ich in diesem Zusammenhang eher als ein Aufschieben einer Entscheidung. Wenn ich etwas leisten kann, dann sollte ich es tun und nicht vorgeben, dass ich es ja tun könnte, wenn man mich nur ließe. Für mich geht es auch darum zu entscheiden, was man für sich und seine Arbeit will. Wie man sich mit seiner Arbeit sieht. Das geht momentan unter. Ich will nicht sagen, dass das Umfeld schon bestellt ist, dennoch übt es massiven Druck aus. Und auch wenn ich das nicht möchte, was ja nicht gleich Verweigerung heißt, muss ich dann auch mit dem Echo umgehen. Ich sehe eher diese Unentschiedenheit oder die Warteposition als „fade away“. Und das ist kompliziert, da es vielen unter dem Erwartungsdruck schwerfällt, sich ihren Weg zu suchen.

M. R.: Betrachtest du DA SEIN WENN MAGIE PASSIERT als ein Gegenkonzept?

S. Sch.: Nicht unbedingt als Gegenkonzept, aber als eine Handlungsweise. Und das meint auch, sich Zeit geben. Ja, und wenn man so möchte, auch ein Warten, das keine Passivität meint. Das klingt dann immer so unsexy, aber das gehört für mich auch zur oben angesprochenen Haltungsfrage.

M. R.: Wie begreifst du deine Arbeit im Kontext der Ausstellung?

S. Sch.: Ich denke, die Stärke der Arbeit liegt darin, dass sie ohne viel Alarm zeigt, dass es auch immer Sachverhalte und Situationen gibt, die ich nicht erarbeiten oder erzwingen kann. Burnout klingt für mich immer ein wenig ZU bemüht. Dann ist es vielleicht vonnöten, die richtige Formel zu wissen oder die goldene Gans zu besitzen, denn allein mit harter Arbeit werde ich hier nichts ausrichten.

M. R.: Zum Schluss noch eine Frage zum Thema Atelier, über die wir uns schon seit Jahren austauschen. – Ich lese aktuell Brain O’Dohertys Buch „Atelier und Galerie“. Was denkst du über folgende Zeile: „Daher können wir Ateliers als Texte ‚lesen’, die auf ihre Weise ebenso aufschlussreich sind wie Kunstwerke selbst.“²?

S. Sch.: Umberto Eco spricht vom Kunstwerk als einer Art unendlichen Text, und ich mag dieses Bild sehr gern. Ich denke seit Langem über die Rolle des Ateliers für meine Arbeit nach. Ich liebe mein Atelier und verbringe meine Zeit lieber dort als beim Aufbau in der Ausstellung. (Was auch mit Sicherheit zu tun hat). Ich sehe mir auch gern die Ateliers von befreundeten Künstlern an. Nicht alle Gedanken, die man während der Entstehung einer Arbeit hat, sind letztlich auch in der Arbeit zu sehen. Von daher ist das Atelier eine Erweiterung hin auf diesen Text, auch unter dem Gesichtspunkt, dass sich dort die Arbeiten treffen. Und den Ansatz, den ich verfolge, beschreiben. Vielleicht sogar genauer als das letztlich exponierte Kunstwerk.

Melanie Rick ist Kunstwissenschaftlerin M.A. Sie lebt als freie kunstwissenschaftliche Autorin in Köln und ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Prof. Dörte Eißfeldt an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig tätig.

¹ Vgl.: Youtube Eingesehen am 05. 05. 2012 um 13:05.

² Vgl. S. 12. O’ Doherty: Atelier und Galerie. MerveVerlag Berlin 2012.

WEITERE INFORMATIONEN: NGBK / A BURN OUT CASE